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DER  KIRSCHGARTEN

 

Dann tanzte ich mit der Ahnin auf dem Anger unter der Tanzlinde. Wie ein rasender Derwisch tanzte ich, mit wirbelnden Armen, bis wir erschöpft und atemlos zu Boden sanken. Wieder zu mir gekommen, begann ich alle Bilder, die ich je erträumt, die ein- und die vielfarbigen, in die Kirschbäume zu hängen, wo sie sogleich sanft im Wind schaukelten. Vögel besangen, Sonne und Regen, Hagel und Schnee bleichten sie, bis die Leinwände, makellos rein, wie glückliche Segel aus dem Gezweig leuchteten. Da fuhr der Sturm in die Bäume: Eine Armada schwarzer Schiffe, lichteten sie die Anker, legten ab und segelten fort ins leere Blau des Himmels, wo sie spurlos verschwanden.

 

 

Giorgio Bruno

Aus: Tagträume (unveröffentlicht).