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PFÜTZE

 

Nachmittag, Sonne, das Blattwerk vor den Blocks glänzt. Das Pflaster riecht naß. In einem Schlagloch vor dem Hotel plantschen Tauben. Die Ferien haben begonnen. Und schon kommen die kleinen Mädchen. Sie sind aus einem Gedicht gehüpft. Weiße und rote Sandalen, mit und ohne Söckchen, die Tauben sind weggeflogen. Rote Sandalen und weiße, wie schön es sich damit trampelt. Keine Angst vor der Tiefe der Pfützen, von der die Szymborska *) schreibt. Alles geht gut. Vielleicht erzählt später einmal eine, die so ein kleines Mädchen gewesen ist, sie habe auf ihre Weise Pfützen besiegt, sei wütend ins dunkle, schmutzige Wasser gesprungen. Der Mutter habe sie das verschwiegen, die am Abend die verschmutzten Sandalen mit einer Ohrfeige gerächt hat.

 

 

 

 

 

 

© Tina Stroheker

 

Aus: Lodzer Wörterbuch - Miniaturen, S. 78, Biblioteka "Tygla Kultury" 2005 (mit freundlicher Genehmigung der Autorin)

 

 

 

 

 

*) Vgl. Wisława Szymborskas Gedicht „Pfütze“ aus dem Band „Augenblick“ (2002)