... denn nicht anders, als wie der letzte Funke eines erlöschenden Dochtes, schmolz eben auch der letzte Sonnenfunken weg, wahrscheinlich durch die Schlucht zwischen zwey Mondbergen zurück - es war ein ordentlich trauriger Augenblick - deckend stand nun Scheibe auf Scheibe - und  d i e s e r  Moment war es eigentlich, der wahrhaft herzzermalmend wirkte - das hatte keiner geahnet - ein einstimmiges „Ah“ aus aller Munde, und dann Todtenstille, es war der Moment, da Gott redete, und die Menschen horchten. 

Adalbert Stifter

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Anmerkungen

Wolfgang Beutke, 1947 in Berlin geboren, fand im Winter 2004 zum Haiku. Darüber hinaus interessiert er sich für chinesische und japanische Keramik. Das Haiku wird hier mit seiner freundlichen Genehmigung erstmals veröffentlicht.

Adalbert Stifter (1805 – 1868), bei uns oft als Heimatdichter missverstanden, beobachtete am 8. Juli 1842 die totale Sonnenfinsternis in Wien. Seine stellenweise von Atemlosigkeit geprägte Schilderung ist der wohl anschaulichste und ergreifendste Bericht, der je über dieses die Menschen aller Zeiten erschütternde kosmische Phänomen geschrieben wurde. Erstaunlich exakt und mit dem Auge des außergewöhnlich talentierten Malers begabt, der er auch war, beschreibt er das allmähliche Fremdwerden der vertrauten Welt, die Gewalt der Himmelsfarben sowie den vom Erstarren und absoluten Schweigen der Natur begleiteten Tod des Lichts. Wer sich mit Stifters Werk befasst, wird an einem der glücklichsten Augenblicke des Erzählens in deutscher Sprache teilhaben. Über seinen Roman Der Nachsommer schrieb Rainer Maria Rilke 1917 an Gräfin Aline Dietrichstein: Ich denke es mir gut, wenn Sie manche Stunde diesen Seiten zuhören, solange Sie noch ‚Zeit haben’ müssen, denn dieses Buch hat auch Zeit, es hat die Maße, sozusagen, des ewigen Lebens … Zitiert nach Adalbert Stifter: Die Sonnenfinsterniß am 8. July 1842. (Nachdruck aus: Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode. 1842. Drittes Quartal). Schriftenreihe des Adalbert-Stifter-Institutes des Landes Oberösterreich. Folge 18. Linz o. J., S. 9. Die Orthografie des Originals wurde beibehalten.