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PROJEKT SPERLING Nr. 83 - 25. September 2008:  DIE  ENTDECKUNG  DER  POESIE

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Hart

klirren die Kieselsteine.

Es ist Herbst.

 

 

 

 

H. F.  /   Inoue Yasushi

    Übersetzung: Siegfried Schaarschmidt 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Als ich Anfang der sechziger Jahre Haiku zu lesen und zu schreiben begann, lebte ich einige Wochen im Rausch. Ich sah, dass die Welt ihre Gedichte vergessen hatte; sie lagen als Kiesel am Wegrand, wuchsen dort als Gras.

 

Hubertus Thum

 

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Anmerkungen

 

In Inoues Kurzgeschichte Ein Brief aus der Wüste hört der Erzähler die Stimme seines verstorbenen Schulfreundes H. F. Er schreibt ihm, erinnert sich dabei an dessen Haiku und schildert, wie und warum ihm dieses Gedicht das Tor zur Poesie öffnete. Aus einem Interview, das Manfred Osten mit dem Schriftsteller führte, wissen wir um die Authentizität des Textes: Es war tatsächlich jenes Haiku mit dem darin aufscheinenden hohen Himmel und der kühlen Klarheit der Luft, das den poetischen Geist des Dichters weckte, sein lyrisches Ich. Was zunächst wie Fiktion klingt, erweist sich, typisch für das Gesamtwerk, als harter Kern der Wahrheit.

Inoue Yasushi (1907 – 1991) hat eher zögernd aus dem Brunnen der Poesie geschöpft (i no ue = „über dem Brunnen“), obwohl er sich immer als Poet verstand. Weltweit bekannt wurde er vor allem durch seine Prosa, u.a. Das Jagdgewehr (1964), Die Eiswand (1968), Der Stierkampf (1971), Das Tempeldach (1981), Die Höhlen von Dun-huang (1986) und Meine Mutter (1987). In deutscher Sprache liegt ebenfalls der Gedichtband Eroberungszüge (1979) vor.

Das Haiku ist zitiert nach Inoue Yasushi: Ein Brief aus der Wüste. Übersetzt von Siegfried Schaarschmidt. In: Japan erzählt. Herausgegeben von Margarete Donath. Frankfurt am Main 1990, S. 38 ff. Vgl. hierzu Manfred Osten: Die Erotik des Pfirsichs. 12 Porträts japanischer Schriftsteller. Frankfurt am Main 1996, S. 60.

 

Siegfried Schaarschmidt (1925 – 1998), Lyriker, Essayist und bedeutender Übersetzer japanischer Literatur, kannte die Autoren, deren Werke er übertrug, persönlich. Der Erinnerungsband Bergkette in der Ferne (Edition Peperkorn, Thunum 2002) schildert intensive Begegnungen mit Schriftstellern wie Kawabata Yasunari, Abe Kôbô und Mishima Yukio, deren Sprache er lebte und liebte. Auch vom Haiku zeigte er sich fasziniert. Seine Einschätzung war jedoch, dass dieses im Grund unübersetzbar sei, da in unserem Kulturkreis die in Japan selbstverständliche Fähigkeit, Bilder zu Chiffren zu abstrahieren, weitgehend fehle. Dennoch hat er eine überschaubare Reihe von ihnen übersetzt.

Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Erlaubnis von Frau Irmtraud Schaarschmidt-Richter.

 

 

 

 

PROJEKT SPERLING Nr. 83 - 25. September 2008:  DIE  ENTDECKUNG  DER  POESIE

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