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PROJEKT SPERLING Nr. 13 - 05. April 2007: BILDER DER FLIESSENDEN WELT ( UKIYO-E)
downtown in spring -
the old barber clips
his bonsai tree
Altstadt im Frühling -
der greise Friseur schneidet
seinen Bonsaibaum
Gabi Greve
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[ Zitat Yoshida Kenkô: Würde man nicht hinschwinden wie der Tau … ]
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Anmerkungen
Dr. Gabi Greve studierte Medizin und anschließend ostasiatische Kunst bei Prof. Dietrich Seckel in Heidelberg. Sie hat zwei vielbeachtete Fachbücher über buddhistische Kunst in Japan verfasst, wo sie seit dreißig Jahren als Übersetzerin und freie Schriftstellerin lebt. Mit ihrem Mann bewohnt sie ein altes Bauernhaus in den entlegenen Bergen der Präfektur Okayama. Sie ist Direktorin des Daruma Museums, seit 2004 auch Kompilatorin der World Kigo Database. Von ihren vielfältigen Interessen und Aktivitäten, unter denen insbesondere das Haiku zu nennen ist, zeugen verschiedene sehr lesenswerte Blogs. Zu ihrem Haiku schreibt sie: Die Altstadt von Tôkyô erinnert nur noch an sehr wenigen Stellen an das alte Edo, das ich so liebe: Nachbarschaften, die noch in Ordnung sind und wo sich jeder kennt und grüßt. Der alte Friseur hat eine Reihe kleiner Bonsaibäume vor seinem Laden. In der Mittagspause sehe ich ihn oft damit beschäftigt. Ein einfaches Bild vom einfachen Leben - wie geschaffen für ein einfaches Haiku. Mit freundlicher Genehmigung von Gabi Greve, die auch die deutsche Fassung zur Verfügung stellte; wörtliche Übersetzung wurde nicht angestrebt. Erstveröffentlichung bei http://happyhaiku.blogspot.com, ihrer Haiku-Galerie.
Yoshida Kenkô wurde vermutlich im Jahr 1283 als Sohn eines hohen Verwaltungsbeamten geboren und starb 1350. Er diente zunächst als Hofmeister in einer berühmten Adelsfamilie, später war er Offizier der Kaiserlichen Palastwache. 1323 nahm er in der Hauptstadt an einem Gedichtwettstreit teil, den Prinz Kuniyoshi veranstaltete. Bald darauf folgte er der in seinen waka immer wieder anklingenden Sehnsucht nach Stille und Zurückgezogenheit und trat in den Mönchsstand. Sein Tzuretzuregusa, etwa mit Aufzeichnungen aus Mußestunden zu übersetzen, ist das wichtigste Werk der in Japan geschätzten Kunstgattung spontaner Niederschriften, ein Klassiker, der noch heute in Auszügen an den höheren Schulen gelesen wird. Zitiert nach: Betrachtungen aus der Stille. Das Tzuretzuregusa von Yoshida Kenkô. Aus dem Japanischen übertragen, erläutert und mit einem Nachwort versehen von Oscar Benl. Suhrkamp Taschenbuch 1227. Frankfurt am Main 1985, S. 10.
Ukiyo bedeutete in der frühen japanischen Poesie die fließend dahintreibende, nichtig-eitle, irdische Welt. Der Begriff geht auf die buddhistische Philosophie zurück. Seit Mitte des 17. Jahrhunderts bezeichnete man damit vor allem die Eleganz und die modischen Vergnügungen des Stadtbürgertums (chônin). In den von Sammlern geschätzten Farbholzschnitten des Ukiyo-e, den Bildern der fließenden Welt, haben Künstler wie Suzuki Harunobo, Kitagawa Utamaro, Andô Hiroshige und vor allem Katsushika Hokusai (1760 - 1849) sowohl das mondäne als auch das einfache Leben des Volkes mit seinen Freuden und Leiden sowie die Landschaften Japans dargestellt. Japanische Farbholzschnitte beeinflussten die europäische Kunst des 19. Jahrhunderts. Vincent van Gogh hat 1887 in Paris u.a. Arbeiten von Andô Hiroshige kopiert. |
PROJEKT SPERLING Nr. 13 - 05. April 2007: BILDER DER FLIESSENDEN WELT ( UKIYO-E)