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PROJEKT SPERLING  Nr. 57 - 06. März 2008:  MOND  IM  WIND

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Sturmbruch

Die Mondsichel

ohne Halt

 

 

 

 

Andrea D’Alessandro

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Der Geist wird erst frei, wenn er aufhört, Halt zu sein.

 

 

Franz Kafka

 

 

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Anmerkungen

 

Andrea D’Alessandro lernte vor etwa sieben Jahren das Haiku kennen und lieben. Mit ihrem Mann und drei Töchtern lebt sie in der Nähe von Karlsruhe. Sie schrieb mir: „Neulich habe ich eine Stelle bei Hermann Hesse gefunden. Er sagt, dass Literatur so genossen werden sollte, wie man eine Blume ansieht. Kein Verehrer zerpflückt und untersucht sie; er riecht daran und bewundert ihre ganz eigene Schönheit.“ Mit freundlicher Genehmigung von Andrea D’Alessandro, Bruchsal.

 

Nach dem offenen Ausbruch der Tuberkulose verbrachte Franz Kafka die Zeit vom September 1917 bis zum April 1918 bei seiner Schwester Ottla im böhmischen Zürau, einem winzigen Dorf, um sich zu erholen. Befreit von den Mächten, die ihn seit je verfolgten – der Familie, dem Büro, den Frauen – begann, wie er später monologisch aufzeichnete, „vielleicht die beste Zeit Deines Lebens, von der Du eigentlich noch zu niemandem richtig gesprochen hast …“ Erwähnt hat er auch nie die Aphorismen, die in jenen acht Monaten entstanden und, im Gegensatz zu seinen Gewohnheiten, aus zwei Oktavheften sorgfältig herausgeschrieben, nummeriert und auf 103 losen Blättern in einer besonderen Mappe aufbewahrt wurden. Der italienische Autor und Verleger Roberto Calasso bemerkt dazu: „Dieses Buch ist wie ein Diamant von höchster Reinheit, eingelassen in die ausgedehnten Kohlenflöze, die es bei Kafka gab. Es wäre müßig, unter den Aphorismensammlungen des Jahrhunderts eine zu suchen, die so intensiv und rätselhaft wäre wie diese. Hintereinander gedruckt, füllen diese Fragmente etwa zwanzig Seiten, in denen kein Platz zum Atmen bleibt.“ Zitiert nach Franz Kafka: Die Zürauer Aphorismen. Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Roberto Calasso. Frankfurt am Main 2006, S. 87, 124, 126.

 

 

 

 

PROJEKT SPERLING  Nr. 57 - 06. März 2008:  MOND  IM  WIND

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