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PROJEKT SPERLING  Nr. 58 - 13. März 2008: VERGESSENE  GEDICHTE

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winter day - 
wooden ships,
their groan

 

 

Wintertag -
hölzerne Schiffe,
ihr Ächzen

 

 

Angelika Wienert

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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[ Zitat William Carlos Williams: Alle Kunst ist sinnlich … ]

 

 

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Anmerkungen

 

Zu Angelika Wienert vgl. Nr. 45. Sie gibt die deutsche Internetversion der World Haiku Review heraus, deren Frühjahrsausgabe Anfang April erscheint: http://athenaeum-language.blogspot.com/. Zahlreiche eigene Arbeiten stellt sie auf ihrer Homepage vor. Adresse: http://haiku-shelf.blogspot.com/. Zuerst in The Mainichi Daily News on the Net, Tôkyô, März 2006. Original und deutsche Fassung mit freundlicher Genehmigung von Angelika Wienert, Oberhausen.

 

Mit dem poetologischen Glaubensbekenntnis „no ideas but in things“ – keine Ideen außer in Dingen – hat der amerikanische Arzt und bedeutende Lyriker William Carlos Williams (1883 – 1963) die Wirklichkeit der Dinge zum Mittelpunkt seines Schreibens erklärt und die Schule des Imagismus wesentlich geprägt. Der Dichter galt ihm als großer Realist, der sich „mit Wirklichkeiten belädt“ (Gottfried Benn): Alle Dinge sind nur sie selbst. Sie sind, so der treffende deutsche Titel einer Williams-Auswahl, „der harte Kern der Schönheit.“ Abstraktion ist Entfernung vom konkreten Leben. In lange nachhallenden Gedichten wie The Red Wheelbarrow (Die rote Schubkarre), The Great Figure (Die große Ziffer) und vor allem in dem unvergleichlichen This Is Just to Say (Nur damit du Bescheid weißt), das die Süße kalter Pflaumen aus dem Eisschrank verherrlicht, hat er die sinnlich erfahrbare Realität und damit die einfachen Dinge zu Recht als von der Welt vergessene Gedichte gefeiert, deren geheimnisvolle Ausstrahlung uns immer wieder berührt. Hierin stimmt er mit Hofmannsthal, Pessoa und letztlich dem Gedankengut des japanischen Haiku überein, das – besonders seit Masaoka Shiki – in seiner unverfälschten Objektivität durchaus als „Skizze nach dem Leben“ und damit als imagistisches Gedicht gesehen werden kann. Das Zitat stammt aus William Carlos Williams: Gedichte. Herausgegeben von Joachim Sartorius. Reinbek bei Hamburg 2001, S. 385.

 

 

 

 

PROJEKT SPERLING  Nr. 58 - 13. März 2008: VERGESSENE  GEDICHTE

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