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PROJEKT SPERLING  Nr. 60 - 03. April 2008:  DIE  WOLKEN

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die einzige Wolke

   an diesem kalten Morgen - 

mein Atem

 

 

 

 

Ina Müller-Velten

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Ich bin von der Erdund dem Meer geboren,

Ein Pflegling der Luft: ich flieh

Durch des felsigen Strandes, des Meeres Poren,

Ich wandle mich: sterbe nie. 

 . . .

 

 

Percy Bysshe Shelley

 

 

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Anmerkungen

 

Ina Müller-Velten schreibt seit Ende 2005 Haiku; einige wurden veröffentlicht und übersetzt. Über ihre Erfahrungen berichtet sie mir: „Je länger ich mich mit dem Haiku beschäftige, desto größer wird meine Bewunderung für Texte, die leichtfüßig daherkommen. Es ist für mich ein besonderer Moment, wenn diese Zeilen unvermittelt Türen zu Erlebtem öffnen oder ganz tiefe Erinnerungsschichten in mir berühren. Ich staune immer wieder darüber, dass sich Sinnesempfindungen und Gefühle durch einfache und klare Sprache flüchtig, offen und zugleich nachwirkend ausdrücken lassen. Dann erliege ich dem Zauber schlichter Wörter.“ Mit freundlicher Genehmigung von Ina Müller-Velten.

 

Das große Zeitalter der (Wieder-) Entdeckung des Himmels und seiner Phänomene war die Romantik. Damals versuchte der Engländer Luke Howard die Erscheinungsformen der Wolken zu systematisieren. Unter dem Eindruck seines Essays On the modifications of clouds schrieb Goethe die Wolkengedichte. Künstler wie John Constable, Turner, der Norweger Dahl, Karl Blechen und Johann Georg von Dillis erfassten zeichnend und malend die fließende Welt der Wolken und ihr bizarres, sich ständig veränderndes Wesen. Zum ersten Mal wurden sie alleiniger Gegenstand des künstlerischen und literarischen Schaffens. Berühmt sind vor allem William Turners und John Constables minimalistische Wolkenaquarelle, doch auch in den Arbeiten der deutschen Romantiker erscheint die sichtbare Welt oft auf die Horizontlinie und den von Wolken erfüllten Himmel reduziert. Noch in der Werkreihe von Gerhard Richters Wolkengemälden wirken diese Darstellungen nach. Heute beobachten „Cloudspotter“ interessante Wolkenbildungen, halten sie fotografisch fest und stellen ihre Aufnahmen ins Internet. Das Faszinosum „Wolke“ wird die Fantasie immer wieder beschäftigen.

Percy Bysshe Shelleys Gedicht The Cloud (Die Wolke), dem unser Zitat entnommen ist, erschien 1820. Die Verszeilen lauten im Englischen: „I am the daughter of Earth and Water, / And the nursling of the Sky; / I pass through the pores of the ocean and shores; / I change, but I cannot die.“ Leider kann die durchaus tüchtige Übertragung von Julius Seybt aus dem Jahr 1844 nicht mehr als eine Ahnung der Musikalität des Originals vermitteln. Sie ist ein weiterer Beleg für die nahezu hermetische Verschlossenheit, mit der uns die Lyrik fremder Sprachen und anderer Kulturkreise begegnet. Nach Kurt Badt: Wolkenbilder und Wolkengedichte der Romantik. Berlin 1960, S. 7.

 

 

 

 

PROJEKT SPERLING  Nr. 60 - 03. April 2008:  DIE  WOLKEN

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