[ Zitat Hermann Hesse: Es gibt die Möglichkeit für unseren Geist, sich hinter die Grenze … ]

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Anmerkungen

Arno Herrmann, Jahrgang 1958, lebt, schreibt und malt in Trier. Vgl. die Ausgaben 73, 63, 46, 33 und 26 dieser E-Zeitung. Die Erstveröffentlichung erfolgt mit seiner freundlichen Erlaubnis.

Bereits die frühen Denker, mehr Dichter denn Philosophen, misstrauten dem schwankenden Boden begrifflicher Unterscheidung. Gegensätze wie Fülle und Leere, Innen und Außen waren ihnen zwei Seiten ein und derselben Münze. Im elften Kapitel des Tao-tê-ching, einem der fünf klassischen Bücher Chinas, sagt Lao-tzu (ca. 6. Jh. v. Chr.): „Man knetet Ton und formt ihn zu Töpfen: / In ihrer Leerheit liegt das Wesen der Töpfe.“ Hermann Hesse, der fernöstliche Literatur las und liebte, hat die Unschärfen zwischen den Gegensatzpaaren in seinen Briefen und Büchern oft thematisiert. Unus Mundus, die „Eine Welt“ jenseits der Gegensätze, übersteigt unsere Fähigkeit bewussten Begreifens. Sie mag Utopie sein, doch hin und wieder leuchtet sie auf – in den erfüllten Augenblicken des Lebens.

Quelle des Zitats ist Hermann Hesse: Lektüre für Minuten. Gedanken aus seinen Büchern und Briefen. Neue Folge, herausgegeben von Volker Michels. Frankfurt am Main 1976, S. 139 (aus den Erzählungen).