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PROJEKT SPERLING Nr. 91 - 20. November 2008: LICHT  UND  SCHATTEN

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Späte Herbstsonne …

 Im Straucheln eins werden

 mit dem Schatten

 

 

 

 

Claudia Brefeld

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Im Schatten eines Menschen, der in der Sonne geht, sind viel mehr Rätsel als in allen Religionen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

 

Giorgio de Chirico

 

 

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Anmerkungen

 

Von Claudia Brefeld, Jahrgang 1956, erschienen an dieser Stelle bisher sechs Haiku in Mundart und Hochsprache. Näheres zur Person und zu weiteren kreativen Projekten findet sich in Ausgabe 10 sowie auf ihrer Homepage http://www.artgerecht-und-ungebunden.de. Erstveröffentlichung mit freundlicher Erlaubnis der Autorin.

 

Giorgio de Chirico wurde 1888 als Sohn einer italienischen Familie in Volos (Griechenland) geboren. 1906 übersiedelte er nach München, wo er zwei Jahre lang die Akademie der Bildenden Künste besuchte. 1909 reiste er nach Florenz. An einem klaren Herbstnachmittag hatte er dort auf der Piazza Santa Croce, am Denkmal Dantes auf einer Bank sitzend, eine Inspiration, die er als Geburtsstunde seines wichtigen Gemäldes Geheimnis eines Herbstnachmittags und der „Pittura Metafisica“ bezeichnete. Er schrieb darüber: „Die Herbstsonne, noch heiß und hell, fiel auf das Denkmal und auf die Schauseite der Kirche [Santa Croce]. Da hatte ich das befremdliche Gefühl, diese Dinge zum ersten Male zu sehen. Die Komposition des Bildes stand mir auf einmal im Geiste vor Augen. Jedes Mal wenn ich das Bild heute betrachte, sehe ich auch jenen Augenblick wieder. Was damals geschah, kann ich nicht erklären; es bleibt Geheimnis. Ich möchte daher auch das aus ihm kommende Bild Geheimnis nennen.“ Bei einem kurzen Aufenthalt in Turin (1911) vertiefte die weiträumige Architektur der Stadt diese Erfahrung. Wenig später entstand die beeindruckende Serie der „italienischen Plätze“, die seinen Ruhm als Maler begründete. Für das Mysterium der Dinge, die Würde und Tragik des Unbelebten, hat er – wie nach ihm Magritte – unvergessliche Bilder gefunden. Giorgio de Chirico starb 1978 in Rom.

Quelle der Zitate: Wieland Schmied (Hrsg.), De Chirico. Wir Metaphysiker. Gesammelte Schriften. Ins Deutsche übertragen von Anton Henze. Berlin 1973, S. 18, 29. Der von Henze einseitig mit „Mann“ übersetzte italienische Begriff „uomo“ wird hier in seiner zweiten – und in diesem Fall zwingenden – Bedeutung mit „Mensch“ wiedergegeben.

 

 

 

 

PROJEKT SPERLING Nr. 91 - 20. November 2008: LICHT  UND  SCHATTEN

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